Sensationswochenende für Herisau – Kommentar

Ein Wahlwochenende, das mehr Überraschungen nicht hätte bringen können. Es war alles dabei: Kurzfristige Kandidaturen zeichnen einen Erfolg ab, der Gewerbeverein redet jetzt in der Politik mit und die Minderheiten erlangen mehr Macht.

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Spektakulärer hätten die Wahlen in Herisau nicht verlaufen können. Es zeigte sich klar, dass Aussenseiter durchwegs die Favoritenrolle übernehmen können. So konnte die FDP, ehemals stärkste Partei in Herisau, ihren Sitz nicht verteidigen, der Gemeindepräsident Renzo Andreani musste seinen Platz sogar dem eigenen Mitarbeiter abgeben. Die Herisauer Bevölkerung hat an der gestrigen Abstimmung deutlich gemacht, werden die Erwartungen nicht erfüllt, ist es bereit, eine Person, ohne politische Erfahrung, als Gemeindeoberhaupt einzusetzen. Da stellt sich die Frage, konnte Geser mittels „Pro-Geser“- oder „Anti-Andreani“-Stimmen die Wahl gewinnen? Jetzt liegt es an ihm zu beweisen, dass er wirklich den besseren Gemeindepräsidenten darstellt, dass er wirklich mit Herisau vorwärts macht und dass nicht weitere vier Jahre keine Änderungen im Dorf festzustellen sind. Ein Vorteil hat er, die Vorbereitungen, welche in der vergangenen Amtsperiode gemacht wurden, lassen zu, dass in Herisau die Projekte zeitnah umgesetzt werden können.

Doch auch im Gemeinde- und Einwohnerrat zeigte sich eine neue Richtung. Einzige Parteien, welche auf Gemeindeebene keine Sitze in Kauf nehmen mussten, waren die SP und die EVP. Wobei die Letzteren als Minderheit erstmals einen Platz im Gemeinderat ergattern konnten. So zeigt sich der Gemeinderat in einer völlig neuen Konstellation. Ob die jetzige Parteivielfalt mit den zwei parteilosen Gremiumsmitgliedern endlich eine bessere Kommunikationsbasis mit dem Volk findet, wird sich zeigen. Näher am Gewerbe ist sie allemal. Die vom Gewerbeverein gestellte Liste zeigte sich bei den Resultaten stärker, als erwartet. Doch wie geht es jetzt weiter? Am öffentlichen Podium, in Interviews und persönlichen Diskursen wurden grosse Versprechen ausgesprochen: die Dorfgestaltung soll in spätestens vier Jahren abgeschlossen sein, das Herisauer Gewerbe soll mehr unterstützt werden, damit es wieder florieren kann. Dass in der Politik viele Versprechen gemacht werden, gehört zur Routine. Jetzt wird sich zeigen, ob es sich dabei nur um warme Luft oder knallharten Tatsachen handelt. In vier Jahren ziehen wir Bilanz. Eins ist bereits jetzt klar, spannender hätten die Wahlen nicht verlaufen können.

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